Eine alte Weisheit

Vor einigen Tagen habe ich mir eine interessante Terra X Dokumentation angesehen. Der Titel lautete „Das unsichtbare Netzwerk“ und handelte davon, dass alles mit allem verbunden ist. Die Regenwälder, die Wüsten, die eisigen Pole und die Meere sind miteinander vernetzt. So vielfältig die Gesichter unsere Erde sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bewohner.
 
Es ist kaum zu glauben, Leben gibt es tatsächlich überall und diese Lebensräume und ihre Bewohner sind durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden.  Mittlerweile versteht die Wissenschaft immer besser, wie alles mit allem zusammenhängt. Unser Planet ist keine Ansammlung von einander unabhängigen Systemen, auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag. Tatsächlich funktioniert das Ganze eher wie ein großer Superorganismus, ein lebendiger Planet.
 Meeresströmungen und Winde sind globale Förderbänder und verbinden alle Lebenswelten miteinander.
Das Polareis ist mit den Wüsten verbunden, die Wüsten sind mit den Regenwald verbunden und der ist wiederum  mit dem Meer verbunden und das wieder mit dem Polareis.
Wenn man sich die Erde wie ein großes Lebewesen vorstellt, besteht sie aus vielen einzelnen Organen und die unterscheiden sich auch alle voneinander, aber jedes einzelne wird gebraucht. Nur alle zusammen können den gesamten Organismus gesund halten. Wenn man sich das einmal klar macht, dann wird einem auch bewusst, warum es uns nicht egal sein kann, wenn irgendwo am anderen Ende der Welt Gletscher schmelzen oder Regenwälder sterben, weil eben alles mit allem verbunden ist. Und deshalb macht es gar keinen Sinn, nur auf Gletscher, Wälder oder Korallen zu starren, denn wir müssen alles gleichzeitig betrachten.
 
Diese Dokumentation erinnerte mich an eine Erzählung aus der hinduistischen Mythologie. Diese beschreibt den ganzen Kosmos mit vielen Milliarden Welten als ein riesiges Netzwerk. Die Geschichte erzählt, dass in der himmlischen Wohnstätte des Gottes Indra ein wundervolles Netz hängt, das sich unendlich in alle Richtungen erstreckt. Darin sind in jeden Knoten Kristallperlen eingewoben. Jeder Edelstein ist mit allen anderen verbunden. Durch die Beschaffenheit dieses Netzes kann man keinen einzigen Faden beschädigen, ohne allen anderen Fäden Schaden zuzufügen.
Wenn man einen Diamanten berührt, gerät der gesamte Kosmos in Bewegung. Wenn ein Juwel zu funkeln beginnt, leuchten alle anderen. In jeder Perle spiegelt sich das ganze Netz. Das ist ein großer Gedanke, und ich finde auch ein sehr schöner. Leider gibt es keine praktische Anleitung, was ich tun kann, um diese Verbundenheit zu erleben. Wir bilden uns oft ein, wir könnten unabhängig von allem anderen existieren und handeln.
In diesen alten Geschichten steckt oft mehr Weisheit, als wir denken. Ja, wir alle sind auf vielfache Weise miteinander, mit dieser Erde und dem ganzen Universum verbunden und voneinander abhängig. Es ist nicht zu überblicken und wir können auch niemals abschätzen, welche Auswirkungen unsere Gedanken, Worte und Handlungen haben. Es lohnt sich, darüber länger und tiefer nachzudenken.
Eine Träumerin