Die unendlichen Sommer meiner Kindheit
Die ersten heißen Sommertage erinnern mich an die Ferienzeit meiner Kindertage. Diese neun Wochen kamen mir damals unendlich vor. Ich verbrachte die meiste Zeit draußen mit den Nachbarskindern und mir fallen eine Reihe von Augenblicken ein, die ich sehr genossen habe.
An sehr heißen Tagen gab es immer ein Zitroneneis. Nichts ist für mich erfrischender als diese saure, kalte Köstlichkeit. In Erinnerung an diese Sommertage sehe ich mich in ein Stück kühlschrankkalter Melone beißen und es war mir auch egal, dass der Saft über mein Kinn herunter lief.
Wir Kinder liebten es, uns gegenseitig mit dem Wasserschlauch nass zu spritzen. Ein herrlich prickelndes Gefühl. Im ersten Moment erschreckte uns die Kälte, wir schnappten nach Luft, doch der Körper gewöhnte sich daran und wir hatten unseren Spaß.
Mit unseren Fahrrädern fuhren wir ins Freibad und spürten den Sommerwind auf der Haut. Übermütig schubsten wir uns gegenseitig ins Wasser, veranstalteten Hahnenkämpfe und forderten uns heraus, wer traut sich vom drei oder gar fünf Meter Turm zu springen? Seit damals ist Wasser für mich unfassbar anziehend. Ich kann ganz darin eintauchen und es schenkt mir das einzigartige Körpergefühl der Schwerelosigkeit.
Es gab aber auch die ruhigen Momente, in denen ich im Gras lag und den Flug der Schwalben beobachtete, dem Rauschen des Windes lauschte oder die stille Wasseroberfläche des Teiches betrachtete.
Viele Ferientage verbrachte ich im Wald. Da die wahren Schätze abseits des Weges warten, liefen wir Kinder einfach quer waldein und freuten uns, wenn wir Himbeeren oder Heidelbeeren fanden. Barfuß wateten wir durch Bäche, spürten die glatten Kiesel und den Sand unter den Füßen und zur Rast ließen wir uns auf einen Polster aus weichem Moos fallen.
Die Nachtwanderung mit unseren Eltern war immer ein Highlight des Sommers. Unscheinbare Wege wurden zu geheimnisvollen Pfaden. Harmlose Geräusche sorgten für wohlige Schauer. Im Lichtkegel der Taschenlampe huschten Hasen durchs Unterholz, kreuzten Kröten und Salamander unseren Weg. Besonders gefiel mir der Tanz der Leuchtkäfer auf der Waldlichtung, bei der wir Rast machten und uns unsere Mitternachtsjause schmecken ließen.
Einmal bauten wir im Wald ein Lager mit dem Plan, einmal dort zu übernachten. Daraus wurde aber nichts, es war uns dann doch zu unheimlich.
Eine ganz eigenartige Faszination übten Sommergewitter auf mich aus. Ich lief aufgeregt nach draußen, wenn der Sturm aufzog und dunkle Wolkentürme vor die Sonne schob. Manches Mal konnte ich kaum Luft bekommen und der Wind drohte mich umzuwerfen. Erst wenn die ersten Blitze grell am Himmel leuchteten, ging ich ins Haus. Während ich die vielen elektrischen Entladungen beobachtete, schien ich selbst unter einer eigenartigen Spannung zustehen. Nur wenn die Donnerschläge zu laut und gewaltig wurden, bekam ich Angst und suchte die Nähe von Erwachsenen.