Die Magie der Mandalas

Heute waren die Kinder voller Hingabe und Konzentration bei der Arbeit, dass es eine Freude war, ihnen zuzusehen. Sie hatten von mir ein weißes Blatt Papier bekommen, das in der Mitte einen kleinen Stern hatte. Ihre Aufgabe war, von diesem Stern ausgehend ein Mandala zu entwerfen. Und wirklich –  alle, ohne Ausnahme –  waren fleißig am Arbeiten. Für mich war es eine „Sternstunde“. Was ist das für eine Magie die Mandalas ausstrahlen? Die meisten Kinder malen sie gerne aus.  Ich liebe es, Mandalas zu betrachten, vor allem die von Yvonne Lamberty. Sie sehen aber nicht nur faszinierend aus, sie üben durch ihre Formen und Farben eine große Wirkung auf mich aus, deshalb verwende ich sie beim Meditieren.
Am Nachmittag holte ich meine Farbstifte hervor, drückte mir eine Mandalavorlage aus und zu begann malen. Es waren wunderbare eineinhalb Stunden, die ich damit verbrachte. Ich begann in der Mitte und arbeitete mich Quadratzentimeter um Quadratzentimeter vor. Schon nach wenigen Minuten spürte ich ein angenehmes Wohlgefühl. Immer mehr vertiefte ich mich in das Muster und in die einzelnen auszumalenden Bereiche. Da  ich es natürlich schön und gleichmäßig ausmalen wollte, musste ich mich auf die vielen sich wiederholenden Formen konzentrieren. Voller Freude arbeitete ich akribisch und geduldig auf das Endergebnis hin. Ich war so sehr in das Malen vertieft, dass alles andere verblasste. Als ich mein fertig angemaltes Mandala betrachtete, dachte ich mir: „Das hat was bzw. das kann was.“ Die geometrisch perfekt geordneten Zeichen, Muster und Symbole, die um das Zentrum kreisen, erwecken in mir eine Sehnsucht. Es ist die Mitte, die mich anzieht, um die sich alles dreht und die vielleicht meine eigene Mitte versinnbildlicht.
Mandalas sind uralte Kraftsymbole, die schon die Menschen der Steinzeit in Felsen geritzt haben. Der Begriff stammt ursprünglich aus der indischen Hochsprache Sanskrit und bedeutet Kreis, um dessen Zentrum sich alles dreht. Zu finden sind sie in allen Kulturen, im Osten wie im Westen, und überall hatte dieses heilige Ursymbol eine große spirituelle Bedeutung. Sie sind ein Symbolbild für die Ganzheit und die Einheit. Jedes einzelne Element ist miteinander verbunden oder steht miteinander in  Zusammenhang. Die konzentrische Wiederholung der Formen spiegelt die göttliche Ordnung wider, alles hat seinen Platz und ist genau richtig, so wie es ist.

Allerdings sind Mandalas keine Erfindung des Menschen, sie kommen schon immer in der Natur vor. Jede Blüte, jede Schneeflocke ist ein Mandala. Aber auch  das Planetensystem hat diesen Aufbau, genauso wie das Spinnennetz oder das Schneckenhaus, die Jahresringe eines Baumes, Anemonen usw.
Vielleicht  hast du Lust bekommen, selbst zu malen, dann genieße die Stille und Harmonie, die in dir entsteht.
Eine Träumerin