Ein Duft liegt in der Luft

 
Wenn die Tage kürzer werden und die Dunkelheit den Himmel dominiert, beginnen Düfte, eine ganz besondere Rolle in meinem Leben zu spielen. Es sind nicht nur Gerüche – sie sind Erinnerungen, Gefühle, Stimmungen, die mich wie ein unsichtbarer Faden durch die Adventszeit führen.
Der erste Hauch von Zimt in der Luft bringt mich zurück in die Küche meiner Großmutter. Dort wurde jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit gebacken – Plätzchenberge türmten sich auf, und die Wärme des Backofens vermischte sich mit dem süßen Duft von Vanille und Mandeln. Zimt ist für mich der Geruch von Geborgenheit, eine kleine Erinnerung daran, dass die Welt manchmal einfach und wunderbar sein kann.

 

Neben Zimt gibt es noch andere Düfte, die meine Winterabende erfüllen. Ein Orangenschnitz auf der Heizung, der die Sonne des vergangenen Sommers bewahrt hat. Ein Hauch von Nelke, scharf und würzig, der die Sinne weckt und an alte Traditionen erinnert. Und der Duft von Tannenharz, der von frischen Zweigen ausgeht und mich an Spaziergänge durch verschneite Wälder denken lässt.
Doch Düfte sind mehr als Nostalgie – sie berühren uns auf einer tieferen Ebene. Unser Geruchssinn ist eng mit unseren Emotionen verknüpft, und oft reicht ein einzelner Duft, um eine Lawine an Erinnerungen und Gefühlen auszulösen. Eine Prise Lavendel beruhigt mich an stressigen Tagen, während das erdige Aroma von Sandelholz mich erdet und innerlich stärkt.
Bald beginnen die Raunächte, und dann werde ich mit dem Räuchern anfangen – ein Ritual, das die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet und bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat. Der Geist der Pflanzen, so waren sich alle alten Kulturen einig, kann erst durch das Räuchern in echte Resonanz mit uns Menschen treten. Die Vorstellung dahinter: Die Kräfte der Pflanzen sind zunächst in ihrer grobstofflichen Form – in Blüten, Wurzeln und Harzen – gebunden. Das Feuer transformiert diese Materie auf eine höhere Energieebene, und so werden die Pflanzenteile als duftende ätherische Öle in die Luft freigesetzt. Der Rauch transportiert diese feinstofflichen Kräfte über unsere Atmung in unsere Seele und über den Himmel ins Universum. Auf diese Weise verbindet sich das Menschliche mit dem Metaphysischen, die Erde mit dem Göttlichen. Alles Belastende wird mit dem Rauch hinausgetragen, während alles Schützende und Stärkende eingeladen wird, unsere Seelen und Herzen zu umhüllen.
Weihnachten riecht für mich nach Geborgenheit und Wärme, nach Kindheit und neuem Leben. Wir wissen instinktiv, welche Düfte wir brauchen, und wenn wir uns von unserer Nase leiten lassen, können sie ihre ganze Kraft entfalten.
  • Zimt: ein uraltes Gewürz, das Geborgenheit und Gemütlichkeit verbreitet.
  • Orange: Sie speichert die Energie der Sonne und bringt Licht in traurige Momente.
  • Apfel: Sein Duft erinnert mich an unbeschwerte Kindheitstage voller Freude.
  • Tannenduft: Wie alle holzigen Düfte sorgt er für eine heitere und ausgeglichene Stimmung.
  • Weihrauch: Er erhebt und verbindet Himmel und Erde.
All diese Düfte zusammen sind für mich Weihnachten – und noch viel mehr.
Eine Träumerin