Umdenken – Zurück zu mehr Selbstbestimmung
Ich finde es schön, dass wir in einer so modernen Welt leben, in der vieles leichter geworden ist – bequemer, schneller, smarter. Doch manchmal frage ich mich: Wie unabhängig bin ich eigentlich noch – im Alltag, im Haushalt oder überhaupt im Leben?
Ich will mich nicht auf alles verlassen, was blinkt, piept oder vernetzt ist. Zunehmend verspüre ich den Drang, Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen. Und so greife ich wieder öfter – und ehrlich gesagt lieber – zum Besen. Weil ich dafür keine Anleitung brauche, nichts auseinanderbauen oder entwirren muss und nicht überlegen will, wann ich den Filter zuletzt gereinigt habe.
Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, mehr mit der Wartung meiner Geräte beschäftigt zu sein als mit dem, wofür sie eigentlich gedacht sind. Beim Besen ist das anders: Ich greife zu und lege los. Ich sehe, was wirklich schmutzig ist – nicht, was ein Sensor erkennt. Und während ich kehre, spüre ich die Bewegung meiner Hände, das einfache Tun. Diese kleinen Handgriffe holen mich zurück ins Jetzt. Sie machen mir bewusst, dass ich nicht immer alles optimieren muss. Und wenn dabei etwas Staub aufgewirbelt wird – dann ist das eben so.
Natürlich besitze ich auch einen Staubsauger und eine Waschmaschine. Ich weiß beides zu schätzen und benutze sie regelmäßig. Doch als mir vor kurzem eine Freundin begeistert von ihrem Saugroboter erzählte, merkte ich: Ich kann gut ohne ihn leben. Ich brauche nicht noch ein weiteres Gerät, das meine Aufmerksamkeit verlangt. Genauso besitze ich keinen Geschirrspüler und keinen Wäschetrockner. Wann immer es möglich ist, hänge ich meine Wäsche draußen auf. Ich finde das einfach schön. Die Sonne ist mein Trockner, der Wind mein Weichspüler. Das UV-Licht bleicht und entfernt Flecken – und die Wäsche riecht danach wunderbar nach frischer Luft.
Ich glaube nicht, dass es bei der Nutzung unserer technischen Helfer um richtig oder falsch geht. Es geht auch nicht um ein „entweder – oder“, sondern darum, bewusst zu entscheiden. Für mich gehört beides dazu – so, wie es eben zu mir passt. Ich liebe meinen Thermomix und möchte ihn nicht mehr missen, auch wenn er in meinem Singlehaushalt ein Luxusgerät ist.
Aber ich lasse mir nicht mehr einreden, was ich angeblich alles brauche – nur weil es in der Werbung glänzt. Ich weiß, dass Zitronensäure gegen Kalk hilft, Natron gegen Gerüche und Kernseife fast ein Alleskönner ist. Essig, Soda und ein einfaches Tuch – mehr braucht es oft gar nicht. Ich habe diese alten Mittel wieder für mich entdeckt. Ich weiß, dass sie weder gesundheitsschädlich noch aggressiv sind. Natürlich ist auch Natron „Chemie“, alles ist irgendwie Chemie – aber es macht einen Unterschied, welche. Wenn meine Flächen in Bad und Küche sauber sind, ist es auch mein Gewissen. Denn ich weiß, dass ich Plastik und Geld spare – und das gute Gefühl habe, Eigenverantwortung zu übernehmen, statt mich von der Industrie lenken zu lassen.