Zwischen fallenden Blättern und leisen Gedanken
Heute war einer dieser Herbsttage, die sich anfühlen, als würde die Natur tief ein- und langsam wieder ausatmen. Die Luft war kühl, der Himmel klar, und unter meinen Schuhen rascheln die bunten, trockenen Blätter, das ich jedes Jahr aufs Neue liebe. Während ich ging, dachte ich daran, wie gut es tut, sich wieder auf den Rhythmus der Natur einzulassen. Wer im Einklang mit der Natur lebt, lebt im Einklang mit sich selbst – dieser Satz kam mir in den Sinn und er blieb. Je länger ich ihn mit mir spazieren trug, desto wahrer fühlte er sich an.
Und genau da begann ich zu verstehen, dass alles seinen natürlichen Takt hat – die Jahreszeiten, das Leben und auch wir Menschen. Im Sommer ist alles laut und lebendig, und jetzt im Herbst darf alles wieder stiller werden. Kein Stillstand, sondern ein sanftes Zur-Ruhe-Kommen, wie ein natürlicher Übergang, den die Natur uns jedes Jahr neu zeigt.
Ein natürlicher Übergang, der gut tut – wenn man ihn zulässt. Ich merke immer mehr, wie wichtig es ist, mit diesem Rhythmus zu gehen, statt ständig gegen sich selbst zu arbeiten. Der Herbst zeigt: Man muss nicht nonstop wachsen, man darf auch ernten, loslassen und zur Ruhe kommen.
Eigentlich ist es ja ein uraltes Wissen. Früher lebten die Menschen mit dem, was die Erde hergab. Sie wussten, wann es Zeit war zu säen, zu ernten, einzukochen oder auszuruhen. Heute ist vieles davon verloren gegangen. Wir stehen im Dunkeln auf, fahren zur Arbeit, sitzen den Tag in Räumen ohne echtes Licht und kommen im Dunkeln wieder heim. Wenn man nicht bewusst spazieren geht – oder keinen Hund hat, der bei jedem Wetter raus muss – merkt man manchmal gar nicht mehr, welche Jahreszeit gerade ist. Wir sind schnell, produktiv, erreichbar… und vergessen, dass Dunkelheit, Stille und Ruhe genauso Teil des Lebens sind wie Licht und Kraft.
Dabei ist im Herbst so unglaublich viel Leben. Die Äpfel hängen schwer an den Bäumen, Kastanien rollen über die Wege – und an denen kann ich bekanntlich kaum vorbeigehen. Es riecht nach Regen, feuchter Erde und kalter Nacht, und trotzdem fühlt sich alles warm und richtig an. Wenn ich draußen unterwegs bin, merke ich, wie die Natur runterschaltet. Und plötzlich werde auch ich langsamer. Sofort. Ganz ohne Mühe.
Ich liebe den Herbst auf dem Wochenmarkt: all die Farben, das viele Kraut, Kohl und Wurzelgemüse, diese Fülle, die eigentlich sagt: Es fehlt an nichts. Mein Körper hat jetzt Lust auf Deftiges, auf warmes Essen – und ich glaube wirklich, dass unser Körper weiß, was ihm gut tut, wenn wir wieder hinhören. Deshalb koche ich immer öfter regional und saisonal. Es fühlt sich stimmiger an als die Überforderung endloser Regale, in denen alles immer da ist, egal welche Jahreszeit.
Eine Zeit lang war ich ständig unterwegs – immer am Tun, immer am Machen, immer für alle da. Und dabei habe ich mich selbst oft überhört. Stück für Stück hat sich das verändert. Heute brauche ich diesen Trubel gar nicht mehr. Ich mag es ruhiger. Ich muss nicht überall dabei sein. Vielleicht liegt es am Älterwerden – vielleicht einfach am Leben. Aber ich glaube: Weniger ist oft mehr.
Die Natur zeigt uns jedes Jahr, wie es funktioniert: Im Frühling wachsen, im Sommer blühen, im Herbst ernten, im Winter ruhen. Und wenn man das annimmt, passiert etwas Wunderschönes. Man spürt seinen eigenen Takt wieder. Man hört sich selbst besser. Und