„November-Blues“
Die lange Dunkelheit, das nasskalte Wetter, der Wind, der durch alle Schichten der Kleidung dringt, setzen mir zu. Die Kälte scheint in mein Innerstes gekrochen zu sein. Am schlimmsten ist für mich der Nebel. Die Welt verblasst zusehends, sie wird stiller, bis ich irgendwann alleine im dichten Nebel stehe und jede Orientierung verloren habe.
Wo gehe ich? Wie weit bin ich schon gegangen? Was liegt vor mir? Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Viele Fragen schwirren in meinem Kopf umher. Ist da jemand? Gibt es noch andere, die durch den Nebel irren?
Einsamkeit, Verzweiflung und eine große Traurigkeit machen sich in meinem Herzen breit. Wer von uns kennt diese Stimmung nicht?
Der Nebel, der sich über mein Leben legt, nennt sich Schwerhörigkeit. Die klaren Wörter verblassen zu einer Geräuschkulisse, alles wird undeutlich. Ich verstehe die Menschen nicht mehr. Da stehe ich allein im Nebel und weiß nicht mehr weiter. Verzweifelt rufe ich: „Ist da jemand?“ Ja, da sind Menschen, die auf mich zu kommen und mich über die Nebelgrenze führen. Raus aus dem Nebel, hinein ins Licht der Klarheit und der Zuversicht.
Da ist ein Therapeut, der mich versteht. Die Freundin, die mir zuhört und mit mir ein Stück des Weges geht. Eine Kollegin, die mir Hilfe anbietet und mich unterstützt. Familienmitglieder, die mich bei sich aufnehmen. Jeder Einzelne führt mich über die Nebelgrenze.
Ich bin so dankbar, dem Nebelmeer immer wieder entkommen zu können. Dort oben fühle ich mich frei und bin voller Zuversicht, dass auch diese Nebeltage enden. Dann glaube ich wieder an ein Morgen.
Eine Träumerin