Noch einmal Kind sein ….

 

In dieser Woche hat es zum ersten Mal geschneit. Immer wenn die ersten dicken Schneeflocken durch die Luft wirbeln, möchte ich am liebsten rauslaufen, die Arme ausbreiten, mich im Kreise drehen, zum Himmel aufblicken und voller Freude das Schauspiel genießen.
Aber ich bin erwachsen und warte, bis ich für meinen ersten Winterspaziergang Zeit habe. Die Umgebung, die vorher dunkel und trist war, ist heller geworden und schaut verträumt aus. Das alte Kinderlied „Leise rieselt der Schnee …“ kommt mir in den Sinn. Noch einmal Kind sein, denke ich mir, und wieder Schneemann bauen, mit dem Schlitten fahren, übermütige Schneeballschlachten machen, mit den Schiern über die selbst gebaute Schanze springen …
Immer um diese Zeit im Jahr werde ich sentimental und sehne mich nach diesem Gefühl der Kindheitstage zurück, der Freude über den ersten Schnee. Ich erinnere mich an die Spieleabende an den Adventsonntagen mit unseren Eltern. So oft spielten sie nicht mit uns, das war etwas Besonderes. Zuerst gab es eine kleine Feier rund um den Adventkranz und dann wurde gespielt.
An den Nikolaustagen stellte ich einen meiner Winterstiefel vor die Haustür, in der Hoffnung, dass bald darauf ein Nikolaussackerl drinnen steckt. Die Füllung war immer die gleiche: Mandarinen, Erdnüsse, ein kleiner Krampus aus Schokolade und ein großes Stück Lebkuchen, auf dem ein Bild vom Nikolaus klebte. Ich lag auf der Lauer und wollte den Nikolaus und den Krampus erwischen, wie sie von Haus zu Haus gingen und die Sackerl in die Stiefel steckten. Natürlich habe ich sie nie dabei gesehen. Allerdings habe ich einmal unsere größeren Jungs aus der Nachbarschaft entlarvt, als sie Krampus spielten und uns mit Kettenrasseln und Rutenschlägen gegen das Fenster erschrecken wollten.
Jeden Heiligabend wünsche ich mir, ich könnte den Christbaum mit den Kinderaugen von damals sehen. Es waren überraschenderweise nicht die Geschenke, die mich in den Bann zogen, sondern der Christbaum. Dieser Augenblick, an dem ich die erleuchtete Tanne im dunkeln Wohnzimmer zum ersten Mal sah, übte auf mich eine große Faszination aus. Sie war mit Süßigkeiten behangen, es brannten echte Kerzen auf ihr, das silberne Lametta funkelte und das Allerschönste waren die Sternspritzer.
Noch einmal Kind sein …
Wir feiern zu Weihnachten die Geburt eines Kindes. Um die Magie von Weihnachten zu spüren, sollte man das Kind in sich wieder entdecken oder mit Kleinkindern Weihnachten feiern.
Eine Träumerin