Der Tod, mein neuer Begleiter

Der Tod, mein neuer Begleiter

 
Vor ein paar Tagen ist eine liebe Freundin verstorben. Wir waren Kinder, als wir uns kennenlernten. Es war eine Seelenfreundschaft, die jetzt nach 45 Jahren ein jähes Ende fand. Unser Temperament, unsere Interessen, unsere Anschauungen und unsere Lebenswege waren sehr unterschiedlich.  Was uns verband, lag tief in unseren Herzen.
 Vor Weihnachten besuchte ich sie und zum Glück ahnten wir nicht, dass dies unser letztes Gespräch sein sollte. Wir sprachen über unsere Erlebnisse, über die Menschen, die wir lieben, über Sorgen und Pläne. Wir genossen unser Zusammensein und verabredeten uns auf einen schönen Winterspaziergang, falls es doch noch Winter werden sollte. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, dass sie bald sterben würde, ich hätte ihr nichts anderes gesagt. Wir sprachen an diesem Nachmittag über das, was uns wichtig war.
 
 
Ab jetzt ist der Tod mein neuer Begleiter. Ich verdränge den Tod nicht mehr, die trügerische Illusion, dass der Tod weit weg ist und irgendwann einmal kommt, ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Ich will mein Leben nicht mit Bullshit verbringen, wenn ich nicht weiß, wie lange ich noch zu leben habe. Ich bin nicht hier, um zu funktionieren und will auch nicht meine Tage mit unzähligen Kompromissen füllen, dazu ist das Leben viel zu kostbar. Ich würde keine Gespräche mehr führen, die einen ermüden, sondern über Wesentliches reden und nicht aneinander vorbei. Ab heute soll der Tod mein Lehrmeister sein. Sollte ich in Zukunft vor einer wichtigen Entscheidung stehen, überlege ich mir, welche Option im Angesicht des Todes die richtige ist.

Der Tod ist für mich kein Unbekannter. Ich war beim Sterben von Menschen dabei und auch ich habe einige Situation erlebt, die tödlich hätten enden können. Ich kenne ihn und weiß, dass er Erlösung bringen kann, aber ich weiß auch um den Schmerz des Abschieds.

Vielleicht begleitet mich der Tod schon mein ganzes Leben. Dabei denke ich an all die Abschiede, die ich erlebt habe, in denen ich lernte loszulassen: Menschen, Träume, Dinge, wunderbare Augenblicke, irgendwann wird alles verlöschen und dem Tod übergeben.
Ich möchte leben, meine Fähigkeiten und meine Leidenschaft zum Ausdruck bringen, ich will mir Gehör verschaffen, Visionen Wirklichkeit werden lassen. In mir steckt so viel Leben, das gelebt werden will. Ich sage mir: Wie lange willst du noch warten, es wird Zeit, dass du auf die Bühne des Lebens gehst und sie „rockst“. Es ist schneller vorbei, als du denkst.“
Eine Träumerin