Ich bin ein FlyBaby!

Es gab Zeiten in meinem Leben, da war mein Haushalt nichts anderes als eine endlose To-do-Liste. Und das Schlimmste daran: Sie wurde nie kürzer. Kaum hatte ich etwas erledigt, ploppte schon das nächste auf. Kein Wunder, dass sich das Ganze wie ein Hamsterrad anfühlte.

Irgendwann in diesem Jahr habe ich gemerkt: So, wie ich den Haushalt betrachte, so fühlt er sich auch an. Also bin ich der Sache auf den Grund gegangen. Was stresst mich eigentlich wirklich? Und da musste ich mir ganz ehrlich eingestehen: Es war nicht das Putzen oder Kochen an sich. Es war dieses ewige Hin- und Herräumen, Stapeln, Suchen, Wegräumen – schlichtweg das Zuviel an Zeug.

Im Sommer kam dann mein Wendepunkt. Ich habe rigoros ausgemistet. Zum allerersten Mal habe ich wirklich verstanden: Es liegt meistens nicht am Platz, den man zu wenig hat, sondern an den Dingen, die man zu viel hat. Und als ich anfing loszulassen, zu sortieren, zu reduzieren, da passierte etwas. Plötzlich wurde es leichter. Im Kopf. Im Alltag. Ich konnte atmen, finden, anfangen.

Mein eigentliches Problem war also nicht der Haushalt selbst, sondern das Drumherum, das mich blockiert hat. Und mal ehrlich: Essen muss sowieso gekocht werden, Wäsche fällt immer an, sauber sollte es auch sein. Aber der ganze Kram, von dem man glaubt, ihn unbedingt zu brauchen, macht das Leben meistens nicht leichter, sondern schwerer. Er nimmt Platz ein, frisst Zeit – und überfordert.

Das Entrümpeln war für mich der erste große Schritt in die richtige Richtung. Jetzt bin ich dabei, meinen Haushalt neu zu organisieren. Nicht mehr gegen mich, sondern mit mir. Und dabei hilft mir ein Buch: Die magische Küchenspüle von Marla Cilley. Ihr Spitzname ist „FlyLady“. Fly steht nicht nur für ihr Hobby (Fliegenfischen), sondern auch für:

  • F = finally (endlich)

  • L = loving (lieben)

  • Y = yourself (dich selbst)

Fly = Finally loving yourself – dich endlich selbst lieben!

Mit diesem Gedanken baue ich mir gerade eine neue Struktur auf. Kein kompliziertes System, sondern einfache Routinen, die mich beruhigen. Freitags mache ich einen groben Wohnungsputz, unter der Woche nehme ich mir jeden Tag eine kleine Sache vor – maximal 15 Minuten. Mehr nicht. Und wenn etwas heute nicht dran ist, dann eben morgen. Völlig okay.

Eine weitere Erkenntnis: Zeit haben wir meistens mehr, als wir denken. Wir verlieren sie nur gern im digitalen Nirwana. „Ich will nur mal kurz was nachschauen“ – und schwupps, eine Stunde ist weg. Scrollen, lesen, vergleichen, Rezepte abspeichern (die man nie wiederfindet). Und dann behaupten wir: „Ich habe keine Zeit.“ Hand aufs Herz – wir haben sie, wir nutzen sie nur oft anders.

Im FlyLady-System gibt es Morgen- und Abendroutinen sowie einen Zonenplan. Klingt streng, fühlt sich aber erstaunlich befreiend an. Kleine Rituale, die meinem Alltag ein tragendes Grundgerüst geben. Sie nehmen mir Druck, sparen Zeit – und machen den Haushalt überschaubar. Meine Küchenspüle glänzt, und ja, ich trage jetzt feste Schuhe beim Arbeiten. Die signalisieren meinem Kopf: Jetzt geht’s los.

Ich bin dabei, fliegen zu lernen. Und es fühlt sich richtig gut an. Stück für Stück baue ich mir ein Leben, das nicht gegen mich arbeitet – sondern mich stärkt.

Ein Flybaby