Nichts für Warmduscher

Meine Oma sagte immer: „Alt werden ist nichts für Warmduscher und Weicheier“. Langsam beginne ich zu verstehen, was sie meinte. Seit einiger Zeit verspüre ich die Verfallserscheinungen des Alters. Die Silberfäden in meinen Haaren sind dabei das geringste Problem. Seit zwei Jahre brauche ich abends eine Lesebrille. Die Regenerationszeiten nach körperlichen Anstrengungen sind länger geworden. Mein Blutdruck ist zu hoch. An manchen Tagen spüre ich ein Ziehen in den Beinen und sie fühlen sich schwer an. Womöglich sind das die ersten Anzeichen von kommenden Krampfadern.
Nach dem Motto„ Wehret den Anfängen“ habe ich beschlossen, etwas zu unternehmen, damit mein Körper so lange wie möglich fit und gesund bleibt. Es gibt eine große Auswahl an Methoden und Hilfsmittel, die einem angeblich helfen, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Manche Firmen versprechen, dass man, wenn man ihre Kapseln schluckt, das Altern austricksen kann. Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Andere Methoden wiederum sind so aufwendig, dass man das ganze Leben umkrempeln müsste, und sie daher nicht praktikabel.
 
Ich entschied mich für die Gesundheitsempfehlungen von Pfarrer Kneipp. Sie sind leicht in meinen Alltag zu integrieren, kosten nichts und haben sich bewährt. Zum Einstieg gönnte ich mir eine Kneipp-Schnupperwoche in einem Kurhaus. Da lernte ich die verschiedenen Anwendungen kennen und in verschiedenen Vorträgen informierte ich mich über die 5 Säulen des Kneipp’schen Wohlbefindens.

Die erste der Kneipp-Säulen ist das Wasser, diese ist auch die bekannteste. Wer hat nicht schon vom Wassertreten und den Wechselduschen gehört. Kalt zu duschen, geht für mich überhaupt nicht. Ich bin und bleibe ein Warmduscher. Es genügen aber auch mildere Reize, um sich abzuhärten, und so mache ich in der kalten Jahreszeit kalte Güsse an den Beinen, und wenn es wärmer ist, gehe ich gleich nach dem Aufstehen an die frische Luft Tautreten.
Eine weitere Säule in der Lehre Kneipps sind die Heilkräuter, diese werden auf vielfältige Weise eingesetzt: als Gewürze, Tees, Tinkturen, Badezusätze usw.
Die dritte Säule ist die Ernährung. Kneipp vertrat die Meinung, der Mensch soll möglichst frisch, ausgewogen und einfach essen. Der Schwerpunkt liegt auf frischem Obst, Gemüse, Kräutern, Hülsenfrüchten und Getreide. Fleisch spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist es, dass man sein Essen in Maßen genießt, denn jedes Zuviel oder Zuwenig lässt uns krank werden.
Eine weitere Säule ist die Bewegung. „Untätigkeit schwächt, Übung stärkt und Überlastung schadet.“ (S. Kneipp) Ein zügiger Spaziergang in der Natur an der frischen Luft baut Stress ab und führt automatisch zu Entspannung. Sport stärkt das Herzkreislauf- und das vegetative Nervensystem.
Die fünfte und letzte Säule besteht in der Herstellung der inneren Ordnung. Gemeint ist ein ausgeglichener Lebensstil, der sich im Einklang mit der Natur befindet, eine harmonische Balance zwischen Körper, Geist und Seele.
Ich hoffe, es gelingt mir, mit dem Kneipp-Gesundheitsprogramm gesund und vital älter zu werden.
Eine Träumerin