Ostern – Glaube an Wunder

Es gibt Zeiten, in denen das Leben seine Leichtigkeit verliert. Zeiten, in denen sich alles schwer anfühlt – als hätte jemand das Licht gedimmt. Vielleicht kennst du diese Momente. Wenn Träume zerplatzen, Beziehungen sich verändern, Kinder aus dem Haus gehen, der eigene Körper sich wandelt oder das Leben Fragen stellt, auf die wir keine schnelle Antwort haben.
Und gerade dann ist Ostern mehr als willkommen.
Ostern ist nicht bloß das Fest der bunten Eier und des Schokohasens. Ostern ist das Fest des Lebens – der Hoffnung, der Wandlung, des Neuanfangs. Es sagt uns: Auch wenn alles dunkel scheint – das Licht kommt zurück. Auch wenn etwas endet – es kann etwas Neues beginnen.
Denn Wunder – so selten sie auch erscheinen mögen – geschehen. Manchmal langsam, fast unmerklich, manchmal laut und plötzlich. Und manchmal, ganz vielleicht, bist du selbst ein Teil davon. Vielleicht bist du das Wunder im Leben eines anderen, ohne es zu wissen. Oder es ist deine Liebe, deine Geduld, dein Dasein, das für jemanden die Welt heller macht.
Ich glaube: Liebe ist die Kraft, die uns verwandelt. Nicht die romantisch-verklärte Liebe aus alten Filmen, sondern die gelebte, standhafte, leise Liebe. Die, die bleibt, wenn es schwierig wird. Die, die in Freundschaften, im Alltag, in kleinen Gesten spürbar ist. Sie gibt Kraft, wenn wir müde sind. Sie macht uns weich, wo wir hart geworden sind.


Aber wir sollten auch ehrlich sein: Der Weg in die Veränderung ist nicht immer leicht. Oft geht der Weg zum Neuen nicht ohne Schmerzen. Es gibt Erfahrungen, die uns an unsere Grenzen bringen – Stress, innere Leere, das Gefühl, nicht weiterzuwissen. Auferstehung, dieses große Wort von Ostern, beginnt nicht im Glanz, sondern im Schatten des Kreuzes. Das ist unbequem, das wollen wir lieber nicht hören. Doch vielleicht ist es gerade diese bittere Wahrheit, die am Ende befreiend ist: Dass wir wachsen können, gerade durch das, was weh tut.
Und dennoch – ich verstehe die Sehnsucht nach dem Wunder, das einfach so geschieht. Wie Else Lasker-Schüler einst schrieb: „Denk Dir ein Wunder aus, bitte …“ – kann man das? Sich ein Wunder ausdenken, nur weil man es so sehr braucht? Vielleicht ja. Vielleicht ist genau das der Anfang von allem: Dass wir es uns vorstellen, uns danach sehnen – und dadurch beginnen, es möglich zu machen.
Denn manchmal liegt das Wunder nicht im großen Spektakel, sondern in den kleinen Dingen: im ersten Blütenblatt nach einem langen Winter. Im Lächeln eines geliebten Menschen. Im stillen Gefühl, nicht allein zu sein. Wir müssen nicht mehr an den Osterhasen glauben, um an das Gute glauben zu dürfen.
Der Glaube – ob an Gott, an das Leben oder an uns selbst – kann Berge versetzen. Er hilft uns, über uns hinauszuwachsen. Nicht, weil wir sicher sind, sondern weil wir hoffen. Und vielleicht ist genau das der größte Zauber von Ostern: Dass wir trotz allem weiterglauben.
Denn solange wir glauben können, ist nichts verloren. Ich wünsche Dir frohe Ostern und eine Zeit voller Wunder.
Eine Träumerin