Unbehagen schleicht in meine Magengrube


Unser Leben verändert sich durch die Digitalisierung immer schneller. Der Siegeszug der künstlichen Intelligenz wird auch vor meinem Beruf nicht Halt machen. Vielleicht werde ich in absehbarer Zukunft nicht mehr lehren, sondern den Computer mit Lernprogrammen für die Schüler füttern. Ich werde zwar nicht überflüssig werden, aber meine Aufgaben wird die KI erledigen und ich überwache und greife korrigierend ein.
Die Digitalisierung verändert aber nicht nur die Art, wie wir arbeiten, sondern auch unser Einkaufsverhalten, unseren Lifestyle, unser Denken. In den Netzwerken der neuen Medien werden Emotionen zu Stimmungen und diese zu Überzeugungen. Vorurteile verfestigen sich durch die ständige Wiederholung zur Gewissheit. Die sogenannten „sozialen Medien“ wie Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und WhatsApp sind meiner Meinung nach weder Medien im herkömmlichen Sinn noch sozial. Worte, Gedanken und Emotionen  ziehen über die Welt und informieren, analysieren, kommentieren und emotionalisieren, dabei werden Fakten genauso verbreitet wie Gefühle und Gerüchte und das verursacht mein Unbehagen.
Die Medien wurden auf Grund der technologischen Entwicklung zum mächtigsten Gestalter von Ideologien, mächtiger sogar noch als die Religion. Sie spiegeln nicht die Wirklichkeit wider, sondern sie schaffen die Wirklichkeit, indem sie bestimmen, welche Themen diskutiert werden, welche ignoriert werden und wie Menschen und Ereignisse beschrieben werden, positiv oder negativ.

Die Medien können der Industrie und den Konzernen gewaltige Mengen Geld einbringen, indem sie Lifestyle schaffen und Verhaltensmuster prägen. Die Menschen lernen anhand von Serien, Influencern und den Nachrichten, die natürlich bei den Sendern auch in der Abteilung „Unterhaltung“ angesiedelt sind, wie sie sich verhalten müssen. Der moderne Götterhimmel archetypischer Mythologie setzt sich aus eindimensionalen Kinohelden und YouTubern zusammen, die den Menschen wirklicher vorkommen als ihre eigenen Nachbarn.
Die großen Medienunternehmen sind quasi zu neuen Beherrschern der Welt geworden. Sie sind das neue Ministerium für Wahrheit und alternative Wahrheiten. Aber vielleicht ist das alles gar nicht so, sondern nur mein persönlicher Albtraum.
Eine Träumerin