Wie finde ich Frieden?


Wenn jeder Tag mit Veranstaltungen, Terminen, Treffen und Aufgaben, die zwingend notwendig sind, angefüllt ist, gelingt mir das sicher nicht.  Gerade jetzt in der Zeit vor Weihnachten fällt mir verstärkt auf, wie gereizt und gestresst viele sind. Ich hingegen bin momentan sehr zufrieden, habe ich doch gerade eine Tasse Tee genossen und meine Lieblingsmusik gehört. Mit Musik gelingt es mir nach einem anstrengenden Arbeitstag sehr schnell runterzufahren, zu entspannen und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Heute Vormittag musste ich mich über das schlechte Benehmen eines „lieben“ Mitmenschen  ärgern.  Dank eines guten Witzes einer Kollegin ist dieser Ärger schnell verflogen. Wenn man wie sie die wunderbare Fähigkeit besitzt, die Unzulänglichkeiten seiner Umwelt mit Humor zu nehmen und die Fehler der anderen mit Nachsicht beurteilt, tut man sich selbst den größten Gefallen. Die Erkenntnis, dass ich nicht der Mittelpunkt des Universums bin, hat mich ungemein entlastet, denn jetzt muss ich Negatives, das mich betrifft, nicht mehr auf mich beziehen. Wahrscheinlich war ich gar nicht gemeint. Die schlechte Laune mancher Menschen muss nichts mit mir zu tun haben.

Was mir immer wieder meinen Seelenfrieden geraubt hatte, war das Sorgenkarussell, das in meinem Kopf kreiste, wenn ich nachts nicht schlafen konnte. Erst durch die Meditation begriff ich, dass die Horrorszenarien, die mein Geist produzierte, nicht real waren, sondern lediglich Konstrukte meines Bewusstseins, die gespeist waren von schlechten Erfahrungen der Vergangenheit, unrealistischen Betrachtungen dessen, was war, und übertriebenen Ängsten vor dem, was alles noch kommen könnte.
Heute nehme ich einen Zettel zur Hand und schreibe die belastenden Gedanken, ohne lange nachzudenken, nieder. Damit bringe ich meine Sorgen aus dem Kopf nach außen. Der Gedanke wird dadurch für mich sichtbar, er liegt in geschriebener Form vor mir und ich kann ihn abhaken und entsorgen. Schreiben ist meine Medizin und hat mich in meinen dunkelsten Stunden begleitet. Es ist ein Weg zum Seelenfrieden, der mich mit etwas verbindet, das losgelöst ist von allen äußeren Dingen, der mich zu meinem Kern führt – jenseits von Angst, von Zweifeln und dem Gefühl, nicht genug zu sein. Schreiben ermöglicht mir, alles um mich herum zu vergessen.

Um Glück und Seelenfrieden zu finden, rät uns Alfred Adler, die Altlasten der Vergangenheit loszulassen und uns auf gegenwärtige Ziele zu konzentrieren. Wir sollen Frieden schließen mit dem, was ist,  und uns mit den gegebenen Lebensumständen anfreunden. Bei diesem Ratschlag kommt mir das Gelassenheitsgebet in den Sinn. „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr)
Mir gefällt das Gebet sehr gut, denn es lenkt meine Aufmerksamkeit auf das, was ich beeinflussen kann. Meine Ohnmachtsgefühle, die für mich ein sehr starker Stressfaktor sind, verschwinden dadurch. Sobald ich das Gefühl habe, ich kann etwas tun, wächst meine Zuversicht. Das Gefühl, Dinge durchs eigene Bemühen zu beeinflussen, stärkt mein Selbstbewusstsein. Die Fähigkeit, Dinge, die ich nicht ändern kann, gelassen anzunehmen, ist ein Meilenstein in der Persönlichkeitsentwicklung, den ich leider noch nicht erreicht habe. Ich weiß, ich würde mir unglaublich viel Kraft sparen, und es hat auch etwas mit Selbstfürsorge zu tun, zu erkennen, wann ein Kampf sinnlos ist.
Annehmen, was ist – diesen Gedanken vertiefen fast alle großen Religionen und Philosophien, sie betrachten ihn als jenen Schritt, der näher an Gott heranführt, weil mit genau diesem Annehmen alles andere endet: die Zweifel, die Fragen, die Ungewissheit. Annehmen setzt Vertrauen voraus und Glauben, den unerschütterlichen Glauben daran, dass es gut ist, wie es ist. Wer das schafft, findet wahren Seelenfrieden.
Eine Träumerin