Wieder zur Besinnung kommen
Ende November verändern sich bei uns die Straßen. Die Weihnachtsbeleuchtung wird montiert, die Schaufenster werden festlich dekoriert, in den Gärten stehen Lichterbäume und so manche Hausfassade blinkt und funkelt. Die Vorboten der Adventzeit.
Es ist eine ganz besondere Zeit im Jahr. Mehr Stress im Job, dazu kommt ein größeres Arbeitspensum zu Hause. Großputz, backen, dekorieren, einige Einladungen aussprechen, Geschenke besorgen und verpacken. Viele von uns haben dann noch die Verpflichtung diverse Adventveranstaltungen und Weihnachtsfeiern zu besuchen.
Vor einigen Jahren bin ich durch eine schwere Grippe wieder zur Besinnung gekommen. Ich habe den Zauber, der von dieser Zeit ausgeht, wieder entdeckt. Geschwächt wie ich war, musste ich alles langsamer angehen und öfters Pausen einlegen.
Da geschah das Wunder, ich begann plötzlich wieder ganz bewusst zu schmecken, zu sehen, zu riechen, zu fühlen. Meine Sinne öffneten sich für die einfachen, altbekannten Melodien, die schlichte Schönheit der Strohsterne … Die Gerüche und Geschmäcker weckten Erinnerungen an meine Kindheit. Das flackernde Kerzenlicht in einem dunklen Raum ließ mich ruhiger werden. In mir wurde es wieder Advent.
Damals beschloss ich, in Zukunft die Vorweihnachtszeit mit allen meinen Sinnen zu erleben.
Jeden Tag unterbreche ich mein Tun, um wieder zur Besinnung zu kommen. Die Pausen fallen verschieden lang aus und sind den Umständen angepasst.
Ich mache mit einem lieben Menschen einen Abendspaziergang und bewundere die Weihnachtsbeleuchtung in den Gärten. Die Weihnachtsbäume haben es mir besonders angetan, ich mag auch Lichtinstallationen bei denen Lichtpunkte über die Fassade huschen.
Ein anderes Mal nehme ich mir Zeit und schäle sehr, sehr langsam eine Mandarine, nehme diesen wunderbaren Geruch, der durch das Schälen freigesetzt wird, bewusst wahr und genieße Stück für Stück.
Ein liebgewordenes Ritual ist die Tasse Tee mit einem Stück Lebkuchen. Ich tue nichts anderes als Tee zu trinken und Lebkuchen zu essen. Der Duft von Zimt und der Geschmack des Lebkuchens schenken mir wohlige Wärme.
Ein Adventkonzert darf natürlich auch nicht fehlen. Ich sitze in der adventlich geschmückten Kirche, ab und zu steigt mir der Duft von Weihrauch in die Nase und ich höre die alten, sehnsuchtsvollen Melodien. Anschließend verzichte ich darauf „für den guten Zweck“ einen Punsch zu trinken, sondern gehe mit Musik im Herzen nach Hause.